Besser essen – mit voller Transparenz: Die Honest Cuisine in der Schweiz

Warum wir nicht mehr wissen, was wir essen (und wie man das ändern kann)

In den Regalen unserer Supermärkte werden die Etiketten immer länger, die Namen der Zutaten immer unverständlicher… und unser Vertrauen immer fragiler. Zwischen „natürlichen Aromen“, die gar nicht so natürlich sind, „hergestellt in der Schweiz“, das nichts über die Herkunft der Zutaten aussagt, und endlosen Listen von Zusatzstoffen fällt es schwer zu wissen, was wirklich auf dem Teller landet.

Vor diesem Hintergrund etabliert sich die Honest Cuisine als nachhaltiger Trend: eine Küche, die transparenter, einfacher und ehrlicher ist. Eine Art, dem Essen wieder Sinn zu geben – mit unverarbeiteten Zutaten, klaren Zubereitungsmethoden und einer Kommunikation ohne Schönfärberei.

Doch was steckt wirklich hinter diesem Versprechen? Ist es eine kleine Revolution oder nur ein neues Modewort? Und vor allem: Wie können wir als Konsumentinnen und Konsumenten wissen, wem wir vertrauen können?

In diesem Artikel möchten wir Ihnen Orientierung geben:

  • indem wir die echten Gründe hinter diesem Trend erklären,
  • Ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um gute Praktiken zu erkennen,
  • und transparent aufzeigen, wie wir diese Fragen in unserer Küche täglich angehen.

Bereit, besser zu essen – ohne sich täuschen zu lassen? Dann legen wir los.

1. Was die Lebensmittelindustrie Ihnen nicht über Fertiggerichte erzählt

Man möchte glauben, dass ein Fertiggericht aus dem Supermarkt genau das enthält, was auf der Verpackung steht – nicht mehr und nicht weniger. In Wirklichkeit ist es oft deutlich komplizierter. Hinter der Angabe «hergestellt in der Schweiz» verbirgt sich manchmal eine wenig schmeichelhafte Realität: Zutaten aus aller Welt, lokal zusammengefügt… ohne dass die Kundschaft wirklich darüber Bescheid weiss.

Etiketten: oder wie man die Wahrheit verschleiert

Die Zutatenliste sollte eigentlich informieren, wird aber schnell zum Labyrinth: modifizierte Stärke, texturiertes Pflanzenprotein, „natürliche“ Aromen, Geschmacksverstärker… Technische oder vage Begriffe, die oft eine stark verarbeitete Realität verschleiern.

Und genau hier liegt das Problem: Die Industrie verwendet bewusst komplexe Formulierungen, um unattraktive Inhaltsstoffe zu kaschieren oder ein Produkt natürlicher erscheinen zu lassen. Das Ergebnis: Viele glauben, sie würden sich gesund ernähren – konsumieren aber ein Produkt, das mit hausgemachter Küche wenig zu tun hat.

Auf diese Angaben sollten Sie achten

Hier einige konkrete Beispiele, die Sie im Hinterkopf behalten sollten:

  • «Hergestellt in der Schweiz»: Das Produkt wurde in der Schweiz verarbeitet, aber die Zutaten können aus dem Ausland stammen.
  • «Natürliche Aromen»: Bedeutet nicht zwingend eine identifizierbare oder hochwertige Herkunft.
  • «Hausgemacht»: Laut einer Studie der Fédération Romande des Consommateurs wird dieser Begriff oft missbräuchlich verwendet.

Ein konkretes Beispiel: industrielle Lasagne vs. unsere hausgemachte Version

Statt langer Erklärungen vergleichen wir zwei Lasagnen, die in der Schweiz erhältlich sind: eine günstige industrielle Version und unsere eigene.

🧊 Lasagne Bolognese «Prix Garantie» – Coop

Eine lange Zutatenliste mit mehreren unklaren oder verarbeiteten Bestandteilen:

  • Schweinefleisch (10%)
  • Milchproteine
  • Pflanzenfasern (Zitrus)
  • Modifizierte Maisstärke (E 1422)
  • Nicht näher definierte Aromen
  • Käse ohne Herkunftsangabe

➡️ Zusammensetzung schwer zu durchschauen, kaum Informationen zur Herkunft der Zutaten. Ein typisches Beispiel für ein wenig transparentes Fertiggericht.

🍽️ Lasagne Bolognese – unsere hausgemachte Version

Hier ist die exakte Zusammensetzung unseres Gerichts – mit Prozentsätzen und Herkunftsangaben:

Zutat Herkunft %
Vollmilch Schweiz 24%
Wasser Schweiz 18%
Rindfleisch (gehackt) Schweiz 14%
Frische Teigwaren (handgemacht) Italien 10%
Tomatenpulpe Italien 8%
Mozzarella Fior di Latte Italien 8%
Zwiebel Schweiz 5%
Weizenmehl T55 Schweiz 3%
Butter 82% Fett Schweiz 3%
Tomatenmark Italien 2%
Gelbe Karotte Schweiz 1%
Orange Karotte Schweiz 1%
Stangensellerie Spanien 1%
Weisser Zucker Schweiz <1%
Rotwein Schweiz <1%
Weissalz Schweiz <1%
Piment d’Espelette Frankreich <1%

➡️ Keine Zusatzstoffe, keine Konservierungsmittel, keine undurchsichtigen Bestandteile. Und vor allem: volle Transparenz bezüglich Herkunft und Mengenanteilen.

Beide Gerichte sehen auf dem Teller ähnlich aus… aber nur eines davon sagt Ihnen ehrlich, was drinsteckt. Und genau das ist der Geist der Honest Cuisine.

2. Honest Cuisine in der Schweiz: echter Trend oder nur Marketing?

Wenn man ständig Aussagen liest wie «100% natürlich», «ohne Konservierungsstoffe» oder «mit Liebe zubereitet», fragt man sich: Ist die Honest Cuisine wirklich eine Revolution – oder einfach nur ein neues Verkaufsargument?

📈 Was die Zahlen sagen

Die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten achten immer stärker darauf, was sie essen. Laut Bio Suisse machten Bio-Produkte im Jahr 2023 bereits 11.2% des gesamten Lebensmittelmarkts aus – im Vergleich zu 9.3% im Jahr 2019. Ein stetiger Anstieg. (Quelle)

Eine Umfrage der FRC zeigt ausserdem: Rund 60% der Konsumierenden vertrauen den Werbeaussagen auf Verpackungen nicht mehr. Es herrscht ein klares Bedürfnis nach Transparenz und überprüfbaren Fakten – statt hohlen Versprechungen.

🔍 Was wirklich transparente Anbieter auszeichnet

  • Klar deklarierte Zutaten – keine schwammigen Begriffe wie «Gewürze» oder «Aromen».
  • Herkunft der Zutaten wird deutlich angegeben – nicht nur «EU» oder «Nicht-EU».
  • Hauptzutaten mit Prozentangaben – so wissen Kundinnen und Kunden, was drinsteckt.
  • Keine unnötigen Zusatzstoffe oder Konservierungsmittel.

🔧 Und wie sieht das bei uns aus?

Unsere Philosophie basiert von Anfang an auf folgenden Grundsätzen:

  • Wir veröffentlichen für jedes Gericht die genaue Zusammensetzung mit Prozenten und Herkunft.
  • Wir arbeiten ausschliesslich mit natürlichen, unverarbeiteten Zutaten.
  • Wir integrieren Schritt für Schritt mehr Bio-Zutaten und Produkte aus lokalen Lieferketten, wo immer möglich.

Perfekt sind wir nicht – und wollen das auch nicht vorgaukeln. Ehrlichkeit bedeutet für uns: zu sagen, was ist. Und sich laufend zu verbessern, ohne falsche Versprechen.

🎖️ Offiziell anerkannt: das Label «Fait Maison»

Wir sind stolz darauf, das offizielle Label «Fait Maison» zu tragen – eine Schweizer Auszeichnung für Betriebe, die ihre Gerichte vor Ort, frisch und mit unverarbeiteten Zutaten zubereiten (mit wenigen, klar definierten Ausnahmen). Dieses Label ist in der ganzen Westschweiz anerkannt und stärkt das Vertrauen der Konsumierenden. Es wird nicht leichtfertig vergeben – für uns ist es ein sichtbares Zeichen für eine Praxis, die wir bereits seit Beginn leben.

3. Ehrlicher essen: konkrete Tipps für Konsumentinnen und Konsumenten

Man muss kein Ernährungsexperte oder Lebensmittelchemiker sein, um bessere Entscheidungen zu treffen. Einige einfache Reflexe können bereits einen grossen Unterschied machen.

🔎 1. Eine Zutatenliste richtig lesen

  • Die ersten drei bis vier Zutaten sind entscheidend – sie machen den grössten Anteil des Produkts aus. Beispiel: Wenn auf einer Suppe zuerst «Wasser, modifizierte Stärke, Palmöl» steht, ist das kein hausgemachtes Rezept.
  • Vage Begriffe meiden: «Aromen», «Gewürze», «Käse» sagen wenig aus. Besser sind präzise Angaben wie «Thymianöl», «Parmesan AOP», «Schweizer Rapsöl».
  • Auf Zusatzstoffe achten: E-Nummern, «Stabilisatoren», «Verdickungsmittel» oder «texturiertes Protein» deuten auf ein hochverarbeitetes Produkt hin.

🛒 2. Die richtigen Anbieter wählen

Vertrauen Sie Marken oder Produzenten, die mehr als nur Schlagworte bieten. Drei einfache Kontrollfragen:

  • Kann ich die Zutatenliste verstehen, ohne etwas nachzuschlagen?
  • Ist die Herkunft der Zutaten klar ersichtlich?
  • Werden die Hauptzutaten mit Mengenanteilen angegeben?

Wenn Sie dreimal «Ja» antworten können, sind Sie vermutlich an der richtigen Adresse.

📱 3. Hilfreiche Tools nutzen

In der Schweiz gibt es praktische Apps und Plattformen, um Produkte besser zu verstehen:

  • FoodRepo – eine unabhängige Schweizer Datenbank mit detaillierten Produktinformationen.
  • Open Food Facts – eine kollaborative Plattform, die Produktanalysen und Vergleiche bietet.
  • Yuka – zeigt auf einen Blick bedenkliche Inhaltsstoffe (aber mit Vorsicht interpretieren, vor allem bei komplexen Gerichten).
  • CodeCheck – kombiniert Gesundheits- und Umweltaspekte und ist besonders vielseitig.

💡 4. Keine Zeit zum Kochen? Kein Problem.

Ehrlich essen heisst nicht, dass man alles selbst machen muss. Es gibt inzwischen viele Anbieter, die beides vereinen: Qualität und Alltagstauglichkeit.

  • Lokale Cateringbetriebe, die ihre Rezepturen offenlegen.
  • Fertiggerichte, die klar deklariert sind – ohne Zusatzstoffe, ohne Marketingsprache.
  • Gekochte Menüs von handwerklich arbeitenden Küchen – zum Beispiel in Gläsern oder Vakuumbeuteln, mit vollständiger Deklaration der Zutaten und Herkunft.

Perfektion ist nicht das Ziel – sondern bewusstere Entscheidungen, ein Gericht nach dem anderen.

4. Warum nicht alle (und nicht jederzeit) auf Honest Cuisine setzen

💸 Unverarbeitete Zutaten kosten mehr

Ein Gericht mit frischem saisonalem Gemüse, Schweizer Fleisch oder AOP-Käse ist teurer als eines mit Tomatenmark, Palmöl und unklarem Reibkäse. In einem hart umkämpften Markt bleibt der Preis oft das wichtigste Argument – auch wenn das auf Kosten der Qualität geht.

Gerade im Bereich Fertiggerichte zeigt sich das deutlich: Die günstigsten Produkte sind meist auch die am wenigsten transparenten. Zusatzstoffe, Konservierungsmittel oder billige Ersatzstoffe senken die Produktionskosten – aber auch das Vertrauen der Kundschaft.

⏱️ Transparenz braucht Aufwand

Die Herkunft jeder einzelnen Zutat offenlegen, Rezepturen aktualisieren, korrekte Prozentangaben liefern – das ist mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Und es setzt voraus, dass die Lieferkette zuverlässig funktioniert. Nicht alle Hersteller oder Restaurants sind bereit, diesen Aufwand zu betreiben.

Auch wir arbeiten teilweise mit Grosshändlern – aus logistischen oder wirtschaftlichen Gründen. Aber wir machen trotzdem sichtbar, woher unsere Zutaten kommen – und warum.

📦 Hochverarbeitung bleibt verlockend

Convenience-Zutaten – von Instant-Saucen über Aromapulver bis zu fertigen Basen – sparen Zeit, Personal und Geld. Sie verlängern die Haltbarkeit und standardisieren die Produktion. Aber sie entfernen sich auch vom natürlichen Geschmack, der Bekömmlichkeit – und der Ehrlichkeit.

Honest Cuisine geht bewusst einen anderen Weg. Sie verlangt Entscheidungen, Kompromisse, manchmal auch Verzicht. Aber sie trifft den Nerv einer wachsenden Zahl von Menschen, die wissen wollen, was wirklich auf ihrem Teller liegt.

Fazit: Besser essen – ohne sich täuschen zu lassen

Honest Cuisine ist kein Marketingkonzept. Es ist ein Ansatz, der zu den Grundlagen zurückkehrt: klare Zutaten, verständliche Rezepturen und eine Küche, die nichts versteckt.

Niemand muss perfekt sein. Aber alle können bessere Entscheidungen treffen – Schritt für Schritt, ehrlich und informiert. Und wenn grosse Marken sich langsam bewegen, dann vor allem, weil Konsumentinnen und Konsumenten nachfragen, vergleichen und nicht alles glauben, was auf der Verpackung steht.

📌 Drei einfache Reflexe für den Alltag:

  • Lesen Sie die Zutatenliste – die ersten drei sagen oft schon alles.
  • Hinterfragen Sie schwammige Begriffe wie „hausgemacht“, „authentisch“ oder „mit Leidenschaft gekocht“.
  • Vertrauen Sie jenen, die exakt sagen, was in ihren Gerichten steckt – ohne Umwege.

Besser essen muss nicht kompliziert sein. Es bedeutet vor allem, bewusster auszuwählen – und den richtigen Menschen und Marken zu vertrauen.

Häufige Fragen (FAQ)

🧐 Was genau ist Honest Cuisine?

Ein Kochstil, der auf vollständige Transparenz setzt: bei Zutaten, Herkunft und Zubereitung. Keine Zusatzstoffe, keine leeren Marketingfloskeln – nur Klarheit, Geschmack und Ehrlichkeit.

📋 Woran erkenne ich ein wirklich „cleanes“ Fertiggericht?

Starten Sie mit den ersten drei Zutaten – sie machen den Grossteil des Gerichts aus. Achten Sie auf präzise Angaben (z. B. „Gruyère AOP“ statt nur „Käse“) und meiden Sie unklare Begriffe wie „Aromen“ oder „Gewürze“.

🚫 Sind alle Zusatzstoffe schlecht?

Nein. Einige (z. B. Vitamin C oder Sonnenblumenlecithin) sind unbedenklich. Andere dienen rein technischen Zwecken – und sagen wenig über die Qualität aus. Es lohnt sich, die Funktion zu hinterfragen.

🏷️ Bedeutet „hergestellt in der Schweiz“ automatisch hohe Qualität?

Leider nein. Es heisst nur, dass die Endverarbeitung in der Schweiz stattgefunden hat. Die Zutaten können aus aller Welt stammen, und der Verarbeitungsgrad kann trotzdem hoch sein.

🍽️ Passt Honest Cuisine überhaupt zu einem stressigen Alltag?

Absolut. Es gibt immer mehr gute Angebote: handwerklich hergestellte Fertiggerichte im Glas, transparente Catering-Betriebe, Restaurants mit Qualitätslabel. Wichtig ist nur, genau hinzuschauen – dann klappt’s auch ohne selber kochen.

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