Wie können wir die Umweltbelastung durch unsere Ernährung verringern?

Mehrere Herausforderungen kommen einem mehr oder weniger schnell in den Sinn, wenn es darum geht, die Umrisse einer "nachhaltigen" Ernährung zu definieren: lokal, bio, Verpackung, Fleisch oder auch "saisonal"...

Doch wie wichtig sind diese relativ gesehen? Gibt es noch andere Schlüsselfragen? Auf welche Handlungshebel sollte man sich als Einzelner konzentrieren, um die Auswirkungen unserer Ernährung auf die Umwelt schnell zu reduzieren? Und, noch bevor wir diese Fragen beantworten, wie können wir diese Auswirkungen messen und qualifizieren?

Wer sich für das Thema interessiert, findet eine Fülle von Informationen und kann leicht darin ertrinken. Also hoppla! Wir bieten Ihnen einen kleinen Überblick über dieses ach so wichtige und spannende Thema.


Die Umweltauswirkungen der Ernährung in der Schweiz

Die Ernährung ist, gleich nach dem Wohnen, aber weit vor der Mobilität, der Sektor mit den grössten Umweltauswirkungen*. in der Schweiz am stärksten

71% dieser Auswirkungen werden ausserdem ausserhalb der Schweizer Grenzen durch importierte Produkte erzeugt (1).

Umweltauswirkungen der wichtigsten Schweizer Wirtschaftssektoren

* Ausgedrückt in ökologischen Belastungseinheiten (2), Masseinheit, die 26 verschiedene Arten von Emissionen und Schadstofffaktoren wie CO2, Pestizide usw. berücksichtigt.


Wenn man ein wenig mehr ins Detail geht, stellt sich heraus, dass einige Produkte eine grössere Auswirkung haben als andere... 

Umweltauswirkungen nach Lebensmittelfamilien in der Schweiz


Es ist anzumerken, dass die Verpackung zwar eine Umweltbelastung darstellt, aber im Vergleich zu den anderen Elementen der Wertschöpfungskette eher marginal ist. Dies mag angesichts der Aufklärungsarbeit, die in den letzten Jahren zu diesem Thema geleistet wurde, seltsam erscheinen, aber aus ökologischer Sicht ist der Inhalt eindeutig wichtiger als das Behältnis.

Um noch weiter ins Detail zu gehen, gibt es eine sehr umfassende Website : ourworldindata.org.

Darüber hinaus sollten Sie Folgendes nicht ausser Acht lassen der Lebensmittelverschwendung : diese macht etwa 25% der durch die Ernährung verursachten Umweltbelastung in der Schweiz ausDavon werden 38% auf Haushaltsebene erzeugt. (3).

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass unsere Ernährung immer und zwangsläufig Auswirkungen auf die Umwelt hat. Dennoch durch unsere Entscheidungen beim Einkauf und Konsum von LebensmittelnWir können den Druck auf die Umwelt erheblich reduzieren..

Die Hebel zur Reduzierung sind relativ einfach umzusetzen und gliedern sich in :

  • der Wahl der Ernährung und der Produkte, aus denen sie sich zusammensetzt;
  • Ort und Art der landwirtschaftlichen Produktion ;
  • der gekauften und verzehrten Mengen ;
  • der Diversifizierung ihrer Ernährung.


4 Tipps zur Verringerung der Umweltauswirkungen unserer Ernährung

#1 Reduzieren Sie unseren Konsum von Fleisch und Milchprodukten

Zur Erinnerung: Im Jahr 2021 betrug der durchschnittliche Konsum von Fleisch und Milchprodukten in der Schweiz 48 kg bzw. 301 kg pro Kopf, was 130 g bzw. 826 g pro Tag entspricht. (4).

Problem: c.40% der Umweltbelastung durch unsere Ernährung sind verbunden mit mit der Produktion und dem Konsum von Fleisch und Milchprodukten.

Was sind die Ursachen? Hauptsächlich: 

  1. Massiver Import von Futtermitteln (insbesondere Sojaschrot aus Brasilien, eine stark expandierende Kultur, die eine Hauptursache für die Abholzung von Wäldern und Treibhausgasemissionen ist) ;
  2. Methan, das von unseren Freunden, den Wiederkäuern, Düngemitteln, Mist und landwirtschaftlichen Maschinen ausgestossen wird.

1/3
der weltweiten Anbauflächen
werden für die Produktion von Futtermitteln für Tiere verwendet,
obwohl sie direkt für die menschliche Ernährung verwendet werden könnten
65% und 20%
des in der Schweiz produzierten Fleisches bzw. der Milch
hängen von importierten Futtermitteln ab 
(5)
2 bis 3x
der Unterschied in den Auswirkungen zwischen Rindfleischzucht (höher) und Schweine- oder Hühnerzucht 
(6)

« Ja, aber wenn wir Fleisch und Milchprodukte reduzieren, fehlt es uns an Eiweiss, oder? »

Ja und nein. 😊

Ja, wenn das Defizit nicht durch eine Quelle von Eiweiss vegetarisch.

Nein, denn unser Proteinbedarf ist oft übertrieben: Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Zufuhr von 0,8 g pro Kilogramm Körpermasse, d. h. "nur" 60 g für einen 75 kg schweren Mann oder 50 g für eine 60 kg schwere Frau. (7). Die gute Nachricht ist, dass dieses Ziel durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung relativ leicht zu erreichen ist.

« Was ist mit Fisch? »

Ja, das ist richtig. Leider ist die Situation nicht sehr erfreulich: 

  • Der Konsum von Fisch und Schalentieren in der Schweiz liegt bei etwa 9 Kilogramm pro Jahr und Person. In den letzten 25 Jahren ist dieser um ca. 60% gestiegen (4);
  • top 3 der meistverkauften Meeresfrüchte? Lachs (12%), Fischstäbchen (9%) und Garnelen (9%) (7)  ;
  • 97% der in der Schweiz verzehrten Fische und Schalentiere werden importiert.

Problem: 90% der weltweiten Fischbestände sind fast erschöpft. (8).

Dieses Thema könnte an sich schon Gegenstand eines eigenen Artikels sein... Wenn Sie es vertiefen möchten, schauen Sie doch mal vorbei unter WWF- Fischführer ! 

"Ok, was sollen wir also tun?

Um eine ausgewogene und nachhaltige Ernährung zu verfolgen, empfiehlt die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung konkret Folgendes 2 bis 3 Mal pro Woche eine Portion Fleisch von 100 bis 120 g zu essen (einschliesslich Fisch).

In der restlichen Zeit?

100-200g (je nach Bedarf) pflanzliches Eiweiss (z. B. Tempeh, Seitan, Tofu oder Hülsenfrüchte, die zudem viele weitere Vorteile bieten). (9).


300 g Hülsenfrüchte werden in der Schweiz pro Jahr und Person verzehrt.
- Der weltweite Durchschnitt liegt bei 7 kg 
(10)


Die Produktion von Hülsenfrüchten bindet Stickstoff aus der Luft im Boden, wodurch der Bedarf an synthetischen und organischen Düngemitteln, die grosse Mengen an fossiler Energie verbrauchen und Treibhausgase ausstossen, verringert werden kann.

Bezüglich Fisch: Idealerweise sollte man beim Fischkonsum massvoll sein und Fische mit dem MSC-/ASC-/Bio-Siegel bevorzugen. (8).

"Und was ist mit Milchprodukten und dem darin enthaltenen Kalzium?

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt: täglich 3 Portionen Milch oder Milchprodukte zu konsumieren – 1 Portion entspricht 2 dl Milch oder 150-200 g Joghurt/Quark/Hüttenkäse/andere Milchprodukte oder 30 g Hart- oder Halbhartkäse oder 60 g Weichkäse.
Dies entspricht einer Reduktion um 25-30 % im Vergleich zum derzeitigen durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch.

Für diejenigen, die pflanzliche Alternativen bevorzugen, sind Kombinationen wie Sojamilch (reich an Eiweiss und Kalzium), Mandelmilch (reich an Ballaststoffen, Aminosäuren und den Vitaminen A, B, E), Hafermilch (antioxidativ, eisenreich und vitaminhaltig) oder andere geeignet. Achten Sie jedoch auf ungesüsste Varianten und auf Kalzium- und Vitamin-D-Anreicherung, um die Kalziumaufnahme zu optimieren.


#2 Wählen Sie saisonale und möglichst regionale Produkte.

Wichtige Herausforderungen:

  • Begrenzung des Energieverbrauchs durch den Anbau in beheizten Gewächshäusern, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden;
  • Begrenzung des Imports von Lebensmitteln, die per Flugzeug transportiert werden.


15x
höherer Energieverbrauch für eine in der Schweiz in einem beheizten Gewächshaus angebaute Bohne
im Vergleich zu einer im Freiland angebauten Bohne 
(12)
30x
höherer Energieverbrauch beim Transport von Lebensmitteln per Flugzeug als per LKW (12)


Entgegen der landläufigen Meinung ist es wichtiger, eine pflanzliche und saisonale Ernährung zu bevorzugen, als sich ausschliesslich auf den Kauf lokaler Produkte zu konzentrieren.

Natürlich bleibt der Kauf von saisonalen und lokalen (also schweizerischen) Produkten die beste Kombination aus ökologischer Sicht.

Was kann man konkret tun, wenn man vor dem Obst- und Gemüseregal steht?

Wählen Sie einfach Produkte, die gerade Saison haben (eine Übersicht finden Sie auf www.wwf.ch), und vermeiden Sie den Kauf von Produkten, die vom anderen Ende der Welt importiert wurden, eine kurze Haltbarkeit haben und/oder unreif geerntet wurden (bye bye Avocado!).

Auch Labels (obwohl es davon viele gibt und oft wenig über ihre Vor- und Nachteile bekannt ist) können Ihnen bei Ihrer Wahl helfen. Ein nützlicher Link dazu: FRC - Guide des labels.

Anfangs ist es etwas mühsam, das stimmt, aber mit der Zeit wird die Auswahl immer einfacher!


#3 Lebensmittelverschwendung reduzieren

Es gibt hier kein Geheimnis: Die Umweltauswirkungen durch Lebensmittelverschwendung lassen sich mechanisch verringern, indem man:

  • die richtigen Mengen einkauft ;
  • keine "hässlichen" Produkte im Einkaufskorb ausschliesst;
  • die richtigen Portionen kocht ;
  • Reste wiederverwertet.


30 à 50%
der biologisch abbaubaren Abfälle in den Mülltonnen der Schweizer Haushalte
sind noch zum Verzehr geeignet 
(13)
80%
der Verpackungen in Haushalten sind Lebensmittelverpackungen,
vor allem für Getränke 
(13)


#4 Diversifizieren Sie Ihre Ernährung

Zusätzlich zu den oben genannten Ansätzen sollte man die Ernährung insgesamt möglichst abwechslungsreich gestalten. Das bedeutet, nicht immer dasselbe zu essen, nicht immer dieselben Gemüsesorten oder Getreidesorten. Dies ist nicht nur aus ernährungswissenschaftlicher Sicht wichtig, sondern auch für die Biodiversität.


75%
der Ernährung der Weltbevölkerung
beruhen auf nur 12 Pflanzenarten (von über 30.000 essbaren) und 5 Tierarten 
(14)

Der Trend zur Standardisierung von Lebensmitteln, den Einzelhändler vor Jahrzehnten begonnen haben, um den Erwartungen der Verbraucher zu entsprechen, sowie das Streben nach maximalen landwirtschaftlichen Erträgen, haben zu einem erheblichen Rückgang der genetischen Vielfalt der in der Schweiz und weltweit angebauten Arten geführt. Heute ist es von entscheidender Bedeutung, dieses Muster zu durchbrechen und sich für den Erhalt oder sogar die Wiederherstellung der Biodiversität einzusetzen, die eine sine qua non Voraussetzung für unser Überleben darstellt.

Das Thema ist umfassend und kann in diesem Artikel nur kurz angeschnitten werden. Wenn Sie sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchten, empfehlen wir Ihnen die Berichte des IPCC, die sich damit befassen.


Schlussfolgerung

Unser Ernährungssystem wird immer Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Unsere Lebensweise und die daraus resultierende Erschöpfung natürlicher Ressourcen sind sowohl Ursache als auch Folge des Klimawandels, dem wir bereits heute begegnen. Wenn wir unsere Gewohnheiten nicht bald ändern, bewegen wir uns möglicherweise gemeinsam auf eine Zukunft zu, die weniger lebenswert sein wird als unsere Gegenwart.

Die notwendigen Anpassungen mögen umso unangenehmer erscheinen, je mehr sie uns auferlegt werden. Doch die gute Nachricht ist, dass wir alle durch unser Handeln und ohne grosse Anstrengungen einen echten Einfluss auf die Situation nehmen können und so den Übergang zu einer nachhaltigeren Ernährung unterstützen können.

Fassen wir die wichtigsten Handlungshebel zusammen:
  1. Den Konsum von Fleisch (insbesondere Rindfleisch) und Milchprodukten reduzieren.
  1. Saisonale, lokale Produkte kaufen, wenn möglich Bio und mit Gütesiegel.
  1. Gegen Lebensmittelverschwendung kämpfen, indem man die richtigen Mengen kauft, „hässliche“ Produkte wählt und Reste vollständig (oder nahezu vollständig) verwertet.
  1. Die Ernährung so vielfältig wie möglich gestalten.
Bonustipp: Trinken Sie Leitungswasser, das ist gesund und umweltfreundlich!

Und falls Ihnen die Zeit fehlt oder die Umstellung schwierig erscheint, wissen Sie, wo Sie gesunde, umweltfreundliche und leicht zuzubereitende Gerichte kaufen können! 😉

Das bien Bon-Team

 
N.B.: Zögern Sie nicht, uns Ihre Kommentare zu diesem Artikel zu senden, indem Sie eine Nachricht an bienbonjour@bienBon.ch schicken!


Referenzen

(1) Umweltbundesamt - Umweltbericht 2022

(2) Umweltbundesamt - Ökologische Belastungseinheiten

(3) Umweltbundesamt - Lebensmittelabfälle

(4) Bundesamt für Statistik - Ernährung

(5) BAFU - Magazin "umwelt" 2016

(6) Schweizerische Gesellschaft für Ernährung - Die Ökobilanz von Lebensmitteln

(7) Bundesamt für Umwelt - Marktbeobachtung Fleisch (März 2019)

(8) WWF - FAQ Ratgeber Fisch und Meeresfrüchte

(9) Schweizerische Gesellschaft für Ernährung - Schweizer Lebensmittelpyramide

(10) FAO - 2016 Internationales Jahr der Hülsenfrüchte

(11) Agrarbericht 2022

(12) Bundesamt für Umwelt - Umweltauswirkungen des Schweizer Konsums und der Produktion (2011)

(13) Foodwaste.ch

(14) Mes Choix Environnement - Auswirkungen der Ernährung auf die Biodiversität

(15) Bundesamt für Umwelt - Zustand der Biodiversität in der Schweiz

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